Baumhaus Befestigungen im Vergleich
Schraube, Bolzen, Gewindestange, Klemmen, Nagel, Manschette oder Seil â was eignet sich am besten?
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Wie befestigt man ein Baumhaus sicher im Baum, ohne dem Baum zu schaden? In unserem groĂen Vergleich zeigen wir die besten Befestigungstechniken fĂźr den Baumhausbau und fĂźr schwere Installationen in Klettergärten, Hochseilgärten und Baumwipfelpfaden!
1. Baumhausschraube â Das Universaltalent
2. Seile â Das Baumhaus aufhängen
3. Manschetten & Schellen â ein einschneidendes Erlebnis
4. Stelzen â auf Nummer sicher
5. Durchbolzen â Alternative Seil-Befestigung
6. Schäden durch falsche Befestigungen
7. Tabelle â Befestigungsmethoden im Vergleich
8. Fazit â Wahl der richtigen Verankerung!
Vorwort:
Eines sollte klar sein: Der Baum steht an erster Stelle! Er ist nicht nur die Säule, die unser Baumhaus trägt, er ist vor allem ein wertvoller Organismus, dem man nicht unnÜtig Schaden zufßgen sollte.
Bäume leben, Bäume wachsen & Bäume wollen sich bewegen.
Das ist der wesentliche Unterschied zwischen Baumhausbau und ânormalem Hausbauâ. Damit auch unsere Enkel noch Freude am Baumhaus haben, dĂźrfen wir den Baum nicht nachhaltig schädigen. Schäden durch falsche Befestigungen zeigen sich oft erst Jahrzehnte später. Deshalb ist es wichtig, die verschiedenen Verankerungsmethoden und ihre Einsatzbereiche genau zu kennen.
1. Baumhausschraube â Das Universaltalent!
Vor rund 30 Jahren wurden die ersten Baumschrauben unter den Namen âGarnier Limb GLâ und âTreehouse Attachment Bolt TABâ auf den Markt gebracht â damit begann die Erfolgsgeschichte des modernen Baumhausbaus. Mittlerweile werden weltweit jährlich tausende Baumhäuser und Erlebnisparks mit Baumhausschrauben gebaut!
Hier ein Beispiel einer Baumhausschraube:
Die Idee der Schraube ist es, einen natĂźrlichen Ast nachzuahmen. Die Verletzung durch die Bohrung ist punktuell und ähnelt einem Astausbruch, d. h. der Baum weiĂ genau, wie er auf eine solche Verletzung reagieren muss: Er verschlieĂt die Wunde, lagert pilzhemmende Stoffe ein und bildet stärkeres Reaktionsholz. Der âkĂźnstliche Astâ wird Jahr fĂźr Jahr weiter umwallt, und mit der Zeit wird die Schraube fester Bestandteil des Baumes.
Da eine Wunde erzeugt wird, sollte der Baum eine gute Wundreaktion haben. Mehr dazu hier: Der richtige Baum zum Baumhaus Bauen.
Untersuchungen an Baumhäusern und Kletterwäldern haben gezeigt, dass Baumhaus-Schrauben dem Baum langfristig weniger Schaden zufßgen als umschlingende und pressende Verfahren (Seil-, Zangen- und Klemmtechnik).
Beispielbilder von Baumschrauben und -bolzen:
Die Vorteile der Baumschrauben:
- Seit Ăźber 30 Jahren praxiserprobte Befestigungstechnik
- Sehr hohe Tragfähigkeit â Last wird direkt in den Stamm eingeleitet
- Freies Dickenwachstum â keine Quetschung und EinschnĂźrung des Baumes
- Dauerhaft sicher & wartungsarm
- Umfangreiches ZubehĂśr
- Nachträglich erweiterbar
- Unabhängig von der Wuchsform â groĂer Gestaltungsfreiraum
- Versagen bei Ăberlastung kĂźndigt sich langsam an, durch plastische Verformung im Holz
- Ăsthetische Imitation von Ast
Nachteile:
- Tragfähigkeit nimmt bei weichem Holz ab â> siehe Grafik
- Hohe Kosten
Verwendung:
- Ab Stammdurchmesser ø > 30 cm (GTS Top, Friend, Free, Side), ab ø > 35 cm (GTS Allstar)
- FĂźr dauerhafte Installation > 20 Jahre
- HĂśchste Sicherheit bei maximaler Belastung
Weitere Details findest du hier:
2. Seile â Das Baumhaus aufhängen
Eine sehr elegante und verletzungsarme Methode ist das Aufhängen der Plattform mit Stahlseilen. Die Aufhängung besteht aus drei Teilen:
- Baumschlaufe (auch Baumschongurt oder Baumhalteschlaufe genannt)
- Seil & Spannschloss (Stahl oder Dyneema)
- Verankerung am Holzbalken (z. B. Ringmutter + Schlossschraube)
Die Baumschlaufe wird um einen Zwiesel (am besten U-Zwiesel) oder eine stabile Astgabelung gelegt. Das Seil wird mit einem Spannschloss gespannt. Der Ankerpunkt sollte mĂśglichst dicht am Hauptstamm liegen, damit die Lasten direkt in den Stamm eingeleitet werden und die Konstruktion bei Wind nicht zu schwingen beginnt. GroĂe Hebelarme sind zu vermeiden und auf eine mĂśglichst senkrechte SeilfĂźhrung zu achten.
Gut geeignet sind Bäume mit dicker, widerstandsfähiger Rinde, z. B. Eichen und Kastanien. Weniger geeignet sind z. B. Buchen, da ihre dßnne Rinde wenig Schutz gegen Abrieb bietet.
Beispielbilder von Seil-Baum-Befestigungen:
Vorteile der Seil-Befestigung:
- Keine offene Wunde
- Geringe Kosten
- Hohe Belastbarkeit bei direkter Einleitung in den Stamm (4 – 8 Tonnen)
- Baum kann sich frei bewegen
- Quetschung nur an der Ast- oder Zwieseloberseite
- Nachträgliche HÜhenanpassung mit Spannschloss mÜglich
- Auch nachrĂźstbar
Nachteile:
- Seil kann stÜren und schränkt Gestaltungsfreiheit ein
- Schwankungsanfällig bei Sturm
- Baumschlaufen kĂśnnen mit der Zeit einwachsen
- Versagen von Seil, Zwiesel und Astgabel kann plĂśtzlich und ohne sichtbare VorankĂźndigung auftreten (Baumschrauben hingegen zeigen ihr Versagen durch langsame Verformung des Holzes an)
- Baumschlaufen mĂźssen nach DIN alle 8 Jahre erneuert werden
Verwendung:
- AuĂenliegende Astgabel & V-Zwiesel â> geringe Belastung
- Direkt am Hauptstamm & U-Zwiesel â> hohe Belastung mĂśglich
- Alternative zu Baumschrauben bei sehr weichen HĂślzern (Weide, âŚ)
- Hervorragend geeignet fßr temporäre Installationen
3. Manschetten und Schellen â ein einschneidendes Erlebnis!
Manschetten bestehen in der Regel aus einem zweiteiligen Stahlring, der den Baumstamm umschlieĂt; die Technik funktioniert ähnlich wie bei einem GĂźrtel durch Anpressdruck. Seitlich sind Stahlprofile angeschweiĂt, die das Tragwerk des Baumhauses halten. Um ein Verrutschen zu verhindern, kann die Manschette zusätzlich mit Schrauben am Baum befestigt werden.
Damit der Baum nicht abgeschnßrt wird, muss der Stahlring alle paar Jahre dem Dickenwachstum des Baumes angepasst werden. Manschetten sind vor allem fßr Einzelbäume interessant, deren Stamm nicht mehr stark in die Breite wächst.
Beispielbilder von Schellen-Baum-Befestigungen:
Vorteile von Klemm-Technik:
- Keine offene Wunde (wenn keine Befestigungsschrauben)
- Last wird direkt in den Stamm eingeleitet
- Sehr hohe Belastung mĂśglich
Nachteile:
- Montage erfordert sehr viel Erfahrung
- Teure Spezialanfertigung durch Schlosser
- Stamm muss sehr rund sein
- Aufwendiges Nachjustieren alle 3 â 5 Jahre
- Gefahr von flächigen Quetschungen am Hauptstamm â> gesamtes Leitungssystem betroffen, Sollbruchstelle
- Untersuchungen haben gezeigt, dass nach 10 – 20 Jahren oft massive Probleme mit der Muffentechnik auftreten!
Verwendung:
- Baumhaus in geradem Baum mit rundem Stamm
- Ausgewachsener Baum â Stammdurchmesser wird nicht mehr wesentlich grĂśĂer
- Baum mit starker Borke
- Als Alternative zur Seilaufhängung, und Schraube in sehr weichen HÜlzern (wenn kein geeigneter Befestigungspunkt fßr Baumschlinge vorhanden)
4. Baumhaus auf Stelzen â auf Nummer sicher!
Stelzen werden eingesetzt, wenn Zweifel an der Tragfähigkeit oder Gesundheit des Baumes bestehen. Um den Baum nicht zu Ăźberlasten, ist eine Kombination aus Stelzen und anderen Befestigungen oft die einzig sinnvolle LĂśsung. Je nach Dimensionierung der Stelzen kĂśnnen hohe Lasten aufgenommen werden. Dies wiederum ermĂśglicht den Einsatz von schweren Materialien, die gerade im Luxusbereich sehr attraktiv sind (Steinplatten, Massivholz, Badewanne, âŚ).
Natßrlich kannst du dein Baumhaus auch auf einem Baumstumpf bauen? Eine Anleitung dazu findest du in unseren FAQs: Kann ich mein Baumhaus auf einem abgesägten Baumstamm bauen?
Beispielbilder von Baumhaus auf Stelzen:
Vorteile von Stelzen:
- Einfache Montage
- Schwere Bauweise mĂśglich
- Baumstamm wird nicht verletzt
- Statisch, leicht berechenbar und sehr sicher â> optimal fĂźr Üffentliche Projekte
- Keine Einwände von Naturschßtzern
Nachteile:
- Kein âechtes, schwebendes Baumhausâ
- StĂźtzen und Verstrebungen stĂśren die Ăsthetik
- Wurzelschäden durch Erdarbeiten & Betonfundamente
Verwendung:
- Stelzenhäuser kÜnnen um jeden Baum gebaut werden
- Ăberall dort, wo der Baum zu klein, zu krumm, zu alt, zu schwach ist
- Bei sehr weichem Holz (Weide, etc.)
- In Kombination mit anderen Befestigungsmethoden
Vorsicht bei den Fundamentarbeiten! Auch wenn es im Verborgenen geschieht, sind Wurzelverletzungen mindestens so schlimm wie das Absägen von Ăsten. Wurzelverletzungen sind vor allem in unmittelbarer Stammnähe (1 – 1,5 m) zu vermeiden!
5. Durchbolzen â Alternative Seil-Befestigung
UrsprĂźnglich aus der Baumpflege (Kronensicherung) kommend, ist die Technik des Durchbohrens auch bei Baumhausbauern manchmal sinnvoll. Dabei wird je nach Belastung ein Loch von 20 bis 40 mm durch den gesamten Stamm oder Ast gebohrt. AnschlieĂend schiebt man eine passende Gewindestange durch das Loch und befestigt auf der einen Seite eine groĂe Unterlegscheibe & Mutter und auf der gegenĂźberliegenden Seite eine Ringmutter â dies ist der Ankerpunkt fĂźr das Seil.
Beispielbilder von Bolzen / Gewindestange durch Baum:
Vorteile von Durchbolzen:
- Sehr hoher Ausziehwiderstand
- Wird gut Ăźberwallt
- GĂźnstiges Material
Nachteile:
- Je dicker der Stamm, desto aufwendiger die Montage: sehr langer Bohrer nĂśtig, schwierige Handhabung
- Kern wird durchbohrt, Kernfäule kann sich in zwei Richtungen ausbreiten
- Geringe vertikale Belastbarkeit, Gewindestange sackt ab
Verwendung:
- Gut fĂźr horizontale Abspannung
6. Schäden durch falsche Befestigung
Beispielbilder schlechte Baumhaus Befestigungen:
Normale Schrauben
Finger weg von Nägeln, normalen Holzschrauben o. ä. aus dem Baumarkt, mit einem Durchmesser < 20 mm! Diese sind fßr die hohen Wechselbelastungen im Baum nicht ausgelegt und kÜnnen plÜtzlich versagen. Wir raten auch dringend davon ab, bei den Schrauben Qualität durch Quantität zu ersetzen!
Klemm- und Zangentechnik
Vermeide auch Klemmtechnik, bei denen die Tragbalken direkt gegen die Borke gepresst werden. Dies fĂźhrt langfristig zu Quetschungen, WachstumsstĂśrungen und Sollbruchstellen. Im Kontaktbereich kann sich Staunässe ansammeln â die Holzbalken faulen und es entstehen Schwachstellen.
Vorsicht: Die direkte Klemmtechnik mit Balken, die in Klettergärten, Hochseilgärten und Baumwipfelpfaden immer noch sehr beliebt ist, fßhrt bei langfristiger Installation nachweislich zu Schäden an den Bäumen!
Umschlingungen
Quetschungen entstehen auch durch umschlingende Seile, Spanngurte und Stahlmanschetten, die nicht regelmäĂig nachjustiert werden. Die Folge ist eine gestĂśrte Wasser- und Nährstoffversorgung des Baumes, im schlimmsten Fall stirbt der Baum an der Engstelle ab oder bricht.
Balken direkt auflegen
Eine weitere MĂśglichkeit ist das direkte Auflegen des Tragbalkens auf eine Astgabel oder einen Zwiesel â diese Konstruktion ist jedoch nur fĂźr kleinere Lasten geeignet. Die Gabel muss sehr stabil sein. Denke daran, dass auch hier Quetschung, Staunässe und Rindabrieb auftreten kĂśnnen.
Wir empfehlen alle diese Methoden nur fßr temporäre Installationen < 3 Jahre!
7. Tabelle – Baumhaus Befestigungstechniken im direkten Vergleich
Folgende Tabelle zeigt die Auswertung einer Befragung von 16 professionellen Baumhausbauern und 2 Baumbiologen (Bachelorarbeit Onja, Stand 2017):
Baumfreundlich
Seilabhängung mit Baumgurt
Baumhaus Schraube (GTS Allstar)
Durchbolzen
Manschette
Freies Dickenwachstum
Seilabhängung mit Baumgurt
Baumhaus Schraube (GTS Allstar)
Durchbolzen
Manschette
Einfache Montage
Seilabhängung mit Baumgurt
Baumhaus Schraube (GTS Allstar)
Durchbolzen
Manschette
Wartungsaufwand
Seilabhängung mit Baumgurt
Baumhaus Schraube (GTS Allstar)
Durchbolzen
Manschette
Kosten
Seilabhängung mit Baumgurt
Baumhaus Schraube (GTS Allstar)
Durchbolzen
Manschette
Stabilität + Sicherheit
Seilabhängung mit Baumgurt
Baumhaus Schraube (GTS Allstar)
Durchbolzen
Manschette
Gestaltungs-möglichkeiten
Seilabhängung mit Baumgurt
Baumhaus Schraube (GTS Allstar)
Durchbolzen
Manschette
8. Fazit â Wahl der richtigen Verankerung!
Beim Baumhausbau gibt es keine âperfekte Befestigungstechnikâ â jede Technik hat ihre klaren Vor- und Nachteile. Oft ist eine Kombination verschiedener Befestigungen die beste LĂśsung fĂźr Baumhaus und Baum!
Umschlingungs- und Klemmtechniken sind zwar auf den ersten Blick baumschonender, bergen aber immer die Gefahr groĂflächiger EinschnĂźrungen. Wird die Technik nicht kontrolliert und nachjustiert, ist der Baum nach 10 – 20 Jahren schwer geschädigt.
Verletzende Methoden (z. B. Baumschrauben) wirken zunächst abschreckend, sind aber nachhaltiger und sicherer. Bäume haben Ăźber Millionen von Jahren Strategien entwickelt, um mit solchen Wunden umzugehen. Der groĂe Vorteil ist, dass der Baum die Stahlschraube fest in sein Leben integriert. Zudem wird die Wunde â im Gegensatz zum Astbruch â direkt verschlossen.
Tatsächlich haben sich Baumhausschrauben im professionellen Baumhausbau weltweit durchgesetzt! Sie gelten als dauerhaft sicher, baumschonend und wartungsarm! Damit eignen sie sich neben dem Baumhausbau auch hervorragend fßr dauerhafte Installationen in Kletterwäldern, Hochseilgärten und Waldseilgärten.